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Machen wir doch eine Machbarkeitsstudie

Machbarkeitsstudien scheinen im Trend zu liegen. Vorzugsweise beginnt man zuerst mit dem "Machen" und studiert dann später, was eigentlich die erforderlichen Grundlagen dafür wären. In Sitzungen, Studien und Berichte fliesst viel Geld und am Schluss weiss man gleich viel, wie der gesunde, geerdete Menschenverstand bereits mit deutlich geringerem Aufwand hätte erkennen können.

Nichts gegen Machbarkeitsstudien zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Tiefe. Man prüft die Machbarkeit eines Projekts unter gegebenen Umständen, um präziser zu erkennen ob etwas wie angedacht umsetzbar ist (oder auch nicht). Dabei arbeitet man sich vor vom Groben zum Detail - gerade so weit, wie es erforderlich ist, um weitere Entscheide fällen zu können und das weitere Vorgehen zu definieren. Phasengerechtigkeit ist hier angesagt.

Vielleicht spiegelt der vermehrte Einsatz sogenannter Machbarkeitsstudien auch nur den Zeitgeist wider. Alles muss belegt, geprüft, normiert und verschriftlicht sein. Alles muss festgelegt sein, bevor man etwas wagt; das Endprodukt muss bereits klar vor Augen stehen und jedes Risiko ausgeschlossen sein - nur keine Überraschungen bitte!

Eine Machbarkeitsstudie in deren ursprünglichem Wortsinn dient im Grundsatz lediglich dazu, die Machbarkeit abzuklären und weitere Entscheidungsgrundlagen bereitzustellen. So kann entschieden werden, ob ein Projekt weiter voranzutreiben, mit guten Gründen zu redimensionieren oder gar abzubrechen ist - mehr nicht. Es wird beispielsweise geprüft, ob ein festgelegtes Raumprogramm auf einem bestimmten Grundstück umsetzbar ist und gegebenenfalls ob dies im vorgesehenen Kostenrahmen auch realisierbar ist. 

Lasst uns zu Beginn eines Projekts oder einer Machbarkeitsstudie fragen: "Wer sind wir?", "Was möchten wir?" "Was brauchen wir wirklich?" - also belastbare Grundlagen erarbeiten. Zu Handen der Autoren einer Machbarekitsstudie ist sodann zu fragen: "Was wollen wir?", "Wieviel wollen wir?",  "In welcher Qualität wollen wir etwas?" und letztlich auch: "Was können wir uns leisten?". Je präziser wir uns und anderen Fragen stellen, desto besser und objektiver lassen sich die in einer Machbarkeitsstudie gestellten Fragen beantworten. Die Antworten wiederum sind die Grundlage für eine ehrliche Entscheidfindung, welche das gross Ganze im Auge hat und nicht nur Einzel- oder Teilinteressen: "Ist ein bestimmtes Projekt unter den gegebenen Umständen machbar und macht es auch Sinn?"

Eine Machbarkeitsstudie ist kein Instrument zur Rechtfertigung vorgefasster Meinungen und vermeintlicher Sachzwänge, das sich nach politischem Willen oder aus anderen Gründen zurechtbiegen lässt. Eine derartige Studie soll in einem frühen Stadium der Projektentwicklung als objektives Hilfsmittel dienen, um die Qualität der Projektarbeit zu sichern und zu verbessern, letztlich auch um Projekte nicht über Gebühr in die Länge zu ziehen. Manch langwieriger und kostspieliger Irrweg liesse sich vielleicht so vermeiden.

Der Mythos vom Passiv-, Nullenergie- oder Plus-Ene...
 

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Mittwoch, 08. Oktober 2025