Der Kulturgüterschutz in der Schweiz ist nicht ganz dicht

Über das Risiko von Depots und Archiven in ehemaligen Zivilschutzanlagen

In den vergangenen 25 Jahren wurden mehrere Museen und ihre Depots von Unwetterschäden betroffen. Objektsammlungen und Archive mussten evakuiert, geborgen und zum Teil in mühevoller und kostspieliger Kleinarbeit getrocknet und wieder aufbereitet werden. Dies waren punktuelle, massive Ereignisse, die auch in der Presse thematisiert wurden. (Z.B. Sarnen, Kloster St. Andreas, 2005; Luzern, Verkehrshaus, 2005; Thun, Bernisches Historisches Museum 2005; Aarau, Schlössli 2007; Baden, Historisches Museum 2021; Luzern, Historisches Museum, und Naturmuseum, 2021). 

Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Depots vieler Museen, vor allem der kleineren, in ehemaligen Zivilschutzanlagen untergebracht sind. Es handelt sich um massive, unterirdische Anlagen, die heute nicht mehr dem Bevölkerungsschutz dienen oder den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen. Die Anlagen stammen teilweise aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, andere wurden im Zuge des Kalten Kriegs in den 1950er- bis 1980er-Jahren nach dem jeweiligen Stand der Technik gebaut.1 Die Gebäude sind in die Jahre gekommen und haben zunehmenden Sanierungsbedarf. Die Betonqualität der frühen Bauten ist schlecht, (Schwarz-)Abdichtungen und Maueranschlüsse sind marode und die Sickerleitungen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. All dies müsste erneuert oder nachgebessert werden.

Die baulichen Mängel sind die Ursache dafür, dass viele der umgenutzten Zivilschutzräume heute undicht und feucht sind und ständig entfeuchtet werden müssen. Bei der Bausubstanz besteht ein erheblicher Sanierungsstau, der oft unerkannt (oder verdrängt) in den Untergeschossen öffentlicher Bauten wie Schulen, Gemeindehäusern, Altersheimen und Spitälern oder auch in ehemaligen militärischen Anlagen liegt.

Die baulichen Unzulänglichkeiten in den ehemaligen Zivilschutzanlagen bergen ein erhebliches Risiko für die dort eingelagerten Kulturgüter. Wenn die Sanierung aufgeschoben wird, laufen wir Gefahr, dass die Behebung von Wasser- und Feuchtigkeitsschäden an Objektsammlungen und in Archiven weitaus größere Kosten verursachen wird, als eine Sanierung der Bausubstanz gekostet hätte.

Das nächste Jahrzehnt sollte daher zum Jahrzehnt der Depotsanierungen ausgerufen werden. Dies könnte auch ein willkommener Anlass sein, über Sammlungsstrategien und -wachstum nachzudenken.

 

Wasserundurchlässiger Beton, wasserdichte Wannen und systematische Fugenabdichtungen kommen erst ab den 1960er Jahren allmählich auf und wurden bei vielen dieser Zivilschutzbauten noch nicht oder nur ungenügend berücksichtigt.